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Schweizer und Computersicherheit – Aufklärung tut Not!

Netzwoche-Artikel

Was wissen die Schweizer über Computersicherheit? Viel zu wenig, lautet die Antwort der Usability-Spezialistin Zeix. Sowohl für die Gefahren als auch für die Gegenmittel mangle es an Verständnis.

Eine von Bluewin in Auftrag gegebene Untersuchung ergab im September das versöhnliche Bild eines allmählich gestiegenen Informationsstandes bei den Usern. Zeix dagegen kommt zu einem ganz anderen Schluss. In einer Strassenumfrage befragte Zeix 123 Personen zum Thema Computersicherheit. 108 der Befragten waren Internetuser, gut die Hälfte von ihnen im Alter zwischen 14 und 32 Jahren. Die Fragen wurden offen gestellt, das heisst, es wurden keine Antworten vorgegeben. Die Umfrage erfolgte anlässlich der Eröffnung der Sonderausstellung «Cybernetguard » im Verkehrshaus Luzern (siehe Kasten).

Der zentrale Befund der Usability-Agentur:

Um die allgemeine Sensibilisierung der Internetuser in Sachen Computersicherheit steht es nicht zum Besten.

Viele Leute seien nicht ausreichend informiert, um sich wirksam schützen zu können. Dabei fühlten sich 49 Prozent der Befragten sicher im Netz. Sie verneinten die Frage nach Sicherheitsbedenken bei der Nutzung des Internets.

Für Zeix ist dies die gute und die schlechte Nachricht zugleich: Zum einen zeige das Ergebnis, dass die diffusen Bedenken aus der Anfangszeit des E-Commerce abgenommen hätten. Zum anderen fühlten sich die User angesichts der gestiegenen realen Gefahren des Internets womöglich zu sicher: «Dass heute ganze 49 Prozent keine Angst haben, finde ich beängstigend», kommentierte Zeix-Geschäftsführer Peter Hogenkamp bei der Rede zur Eröffnung der Cybernetguard-Ausstellung das Resultat.

Dass der Anstieg nämlich lediglich die gefühlte Sicherheit betrifft und keineswegs die reale, zeigen die Antworten auf die Frage nach den getroffenen Massnahmen. Zwar haben nur gerade fünf Personen keine Massnahmen ergriffen, während 69 Personen eine Antiviren-Software und 35 Personen eine Firewall einsetzen. Aber lediglich 49 Befragte gaben an, mehr als eine Massnahme getroffen zu haben, und nur gerade 15 Personen setzen auf mehr als zwei. Aus diesen Antworten schliesst Zeix, dass der Normal-User die Notwendigkeit des Zusammenspiels mehrerer Sicherheitskomponenten noch nicht verstanden hat.

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Erstnennungen auf die Frage: «Mit welchen Massnahmen schützen Sie Ihren PC?». Antiviren-Programme finden weite Verbreitung, aber werden sie auch
aktualisiert?

Überforderte User
Tatsächlich scheint der User bei der Abwehr aktueller Gefahren überfordert zu sein. Auf die Frage, was sie unternehmen würden, wenn sie in den Nachrichten von einem neuen Wurm hörten, meinten 57 Personen: gar nichts. Vier davon, weil sie eine Antiviren-Software hätten, und neun, weil sie Mac-User seien. Nur gerade zehn Personen gaben an, sie würden Antivirus-Software und Betriebssystem updaten, drei wollten den Virenschutz aktualisieren. Das mangelnde Wissen um den optimalen Schutz paart sich mit dem fehlenden Verständnis für die Funktionsweise sowohl der Gefahren als auch der Gegenmittel. So meinten 59 Befragte, ein Virus zerstöre hauptsächlich Daten, während nur 13 wussten, dass sich Viren selbst verbreiten können. Gleichzeitig konnten nur 45 Personen eine richtige Antwort («schützt vor externem Zugriff» oder «kontrolliert Datenverkehr») auf die Frage nach der Tätigkeit einer Firewall geben. Bei beiden Fragen waren Mehrfachnennungen möglich.

Die Umfrage zeigt, dass das Thema Computersicherheit zu komplex ist für die Normal-User. «Praktisch niemand scheint auch nur annähernd ausreichend informiert zu sein, um sich wirksam zu schützen», brachte es Peter Hogenkamp auf den Punkt. Dabei sollte die Information medienübergreifend erfolgen und nicht nur im Web. Viele Medien würden aber lieber diffuse Schreckensszenarien präsentieren, als zielgerichtet zu informieren, kritisiert Hogenkamp. User informieren sich bei Freunden.

User informieren sich bei Freunden
Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Blick auf die Informationsquellen der Umfrageteilnehmer. Auf die Frage «Wo informieren Sie sich zum Thema Sicherheit?» gaben nur zehn Personen das Internet an. Dies macht deutlich, dass die unbestritten notwendigen Bemühungen der Internet-Service-Provider mit eigenen Sicherheitsportalen allein nicht fruchten können. Einen vielversprechenden Weg dürfte hingegen Microsoft Schweiz mit dem MS-Friends-Programm gewählt haben. Tatsächlich gaben 34 Teilnehmer an, sich an erster Stelle bei Freunden zu informieren. 34 meinten allerdings, sie informierten sich gar nicht.

Ausgewählte Zitate von Umfrageteilnehmern

Haben Sie Bedenken bezüglich der Sicherheit?
«Mir ist nicht wohl, weil ich nie sicher sein kann, weil ich nicht weiss, wann und wo wer zugreifen kann oder es sogar tut.»
Frau, 53-62, Arztgehilfin

Mit welchen Massnahmen schützen Sie ihren PC?
«Ich sichere ihn nicht. Ich benutze Windows XP.»
Mann, 23-32, Kaufmännischer Angestellter

«Ich habe einen Firewall. Der hat auch eine Anti-Virus-Funktion integriert.»
Mann, 14-22, Student

Sie hören in den Nachrichten von einem neuen Wurm. Was unternehmen Sie, damit Sie nicht geschädigt werden?
«Nichts. Ich finde, dass das die Allgemeinheit lösen muss, nicht ich als Einzelperson.»
Mann, 53-62, Belegschaftsbetreuer

«Ich benutze das Internet dann vielleicht kurzfristig weniger häufig.»
Mann, 63 oder älter, Bauingenieur

Zur Netzwoche Website

aus: Netzwoche 45 / 2004 vom 8.12.2004

Netzwocheartikel (PDF, 1 Seite, 103KB)

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