Selbst wenn man in der Schweiz viel Fernsehen schauen würde, deutsches Fernsehen, würde man vor lauter „Schweizer Fenstern“ kaum je sicher sein, auch deutsche Fernsehwerbung zu sehen. Man denkt, sie ist deutsch, und dann kommt nach ein paar Minuten ein mundartlich synchronisierter Calgonit-Werbespot, und man weiss, es ist doch ein Schweizer Fenster. Ja, wenn ich richtig lippenlese, spricht sogar Jörg Kachelmann seinen hochdeutschen actimel-Werbespot auf Schweizerdeutsch nach.
Ich weiss nicht, ob VOX auch ein Schweizer Fenster hat, ich glaube nicht. Gestern kam jedenfalls dort eine Werbung, die sicher deutsch war, denn sie war von der NZZ (!), aber sicher für Deutschland. Denn sie warb für die Schweizer Sicht der Welt, von „einer der ältesten deutschsprachigen Zeitungen“ oder so. (Sorry, hab ihn zum ersten Mal gesehen, kann mich nicht darauf verlassen, ihn jemals wiederzusehen, um es mir dann genauer zu merken.) Der Spot ging weiter mit der Vorstellung einer DVD mit fünf Episoden über Weine, die man telefonisch und/oder online oder so bestellen kann, weiss auch nicht mehr genau, der Preis war aber in Euro angegeben.
Und dann kam die URL: www.nzz.de. Die stach natürlich einem „Schweizer“, der zehn Jahre lang nur „nzz.ch“ gelesen und getippt hat, richtig ins Auge.
Heute tippe ich also www.nzz.de ein, und ich muss sagen, da muss ich mich schon wundern. Ich hatte natürlich eine spezielle Version aus deutscher Sicht erwartet. Sowas wie die englische Version von Spiegel Online unter www.spiegel.de/international, nur halt nicht englisch. Seth Godin würde sagen, eine deutsche Linse („lens“), also einer Art Filter auf dem Content von nzz.ch. Mit NZZ-Artikeln über Deutschland, da gibt es ja genug, einem Hinweis, wie man die NZZ in Deutschland abonnieren kann, und eigentlich auch noch irgendwo einem Banner oder Link zu dieser Wein-DVD oder zu der Edition.
Stimmt nicht. www.nzz.de macht einen Forward zu www.nzz.ch, daher ist überhaupt kein Byte anders. Das verstehe ich nun überhaupt nicht, wieso man dann überhaupt eine deutsche URL kommuniziert. Und die DVD mit dem Wein, nun ja, ich habe ungefähr fünf Minuten gebraucht, um sie zu finden, damit ich sicher weiss, dass ich das nicht geträumt habe; am Ende habe ich sie ziemlich versteckt in einer Liste gefunden. Wenn man nicht weiss, dass die Fernsehsendung „NZZ Format“ heisst, wovon ich bei den meisten Deutschen ausgehe, dann wird es ganz schwer, fürchte ich.
Sorry. Wenn es kein Fehler ist, kapiere ich es nicht.
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