Im Google Blog darf Paul Buchheit, Gmail Engineer, sich unter der irreführenden Überschrift Guess what just turned 34? zwei kurze Absätze lang darüber auslassen, dass das @-Zeichen diesen Monat 34 geworden ist (während man das genaue Geburtsdatum von E-Mail nicht festmachen könne; habe aber auch schon andere Versionen gelesen), dann aber eineinhalb Bildschirmseiten darüber, wie cool das von ihm entwickelte Gmail ist.
Die Geschichte, die er erzählt, klingt zwar leicht anders als die, die damals noch in dem (pre-blog) Press Release zu Gmail stand, aber macht ja nichts. Auch erwähnt er nicht den „20 Percent Time“-Hintergrund. (Zitat aus Google Jobs: „Google engineers all have ’20 percent time‘ in which they’re free to pursue projects they’re passionate about. This freedom has already produced Google News, Google Suggest, AdSense for Content, and Orkut – products which might otherwise have taken an entire start-up to launch.“ – bei diesen Beispielen ist Gmail auch nicht dabei.) Ehrlich gesagt habe ich nie geglaubt, dass Gmail wirklich in der 20 Percent Time entstanden sein könnte. Dazu ist es doch viel zu strategisch. Für diverse Dienste, die Google heute anbietet, brauchte man registrierte User, also brauchte Google sein eigenes Hotmail. Ich vermute, darüber haben schon letztes Jahr andere mit mehr Einsicht gebloggt.
Was ich eigentlich sagen wollte: Ich hatte mich für Gmail schon lange registriert, nutze es aber erst seit dem Sommer wirklich intensiv. Und ich muss sagen, ich freue mich überhaupt nicht darauf, demnächst (wenn ich wieder jeden Tag richtig arbeiten gehe) wieder zurück auf ein „Profi-System“, in unserem Fall Lotus Notes, zu wechseln.
Die Features von Gmail sind ja inzwischen bekannt, denke ich. Damals beim Launch wurde immer nur über die neue Quota von 1 GB berichtet. Im nachhinein irrelevant, das haben andere flugs nachgemacht. Dann rückten eher die tollen AJAXereien in den Vordergrund, als man endlich ein Wort dafür hatte. Aber, wenn ich von den Features eins aussuchen könnte, das es vor allem ausmacht, ist es klar der Conversation View (Screenshot, nicht ablenken lassen von dem Werbequatsch rechts). Es klingt simpel — zusammen gehörende Mails (die von mir und von anderen) werden in der Inbox nicht mehr untereinander dargestellt, sondern wie eine einzige, deren einzelne Teile ich aufklappen kann — ist aber dann doch etwas komplizierter, weil es zunächst so anders ist: Bei der ersten Nutzung war es sogar ein Usability-Problem, denn ich habe nicht sofort kapiert, wieso meine Antwort und die Antwort des Partners plötzlich in derselben Zeile standen. Aber sobald man sich daran gewöhnt hat, will man es definitiv nicht mehr hergeben.
Hauptgrund ist meiner Meinung nach, neben der offensichtlichen Tatsache, dass zusammensteht, was zusammengehört: Der Bildschirm ist weniger schnell voll. Man glaubt es nicht, bis man es das erste Mal in Gmail vorgezählt bekommt, wie oft man in einzelnen „Threads“ hin- und hermailt. Nehmen wir meine Mails der letzten Tage: 15 mal mit Roger und Raffael von Kaywa zum Thema DNS-Settings (Diskussion ist noch nicht abgeschlossen :-), 20 mal zum neuen Designtemplate von nutzbar.ch, davor auch schon 13 mal, 15 mal mit Robert Stark zum Leserbrief, 22 mal mit Sandra von der Netzwoche zum WLAN-Dossier (zu dem ich auch noch mal hier was schreiben muss). Und so weiter. Die meisten dieser Konversationen liefern jeweils nicht länger als einen Tag — das heisst, in jeder anderen Software hätten sie mir im Nu den Bildschirm vollgemüllt. Was dazu führt, dass eine unbeantworte Mail vom Morgen am Nachmittag schon etwa zwei Meter aus dem Bildschirm rausgerutscht ist.
Wenn das Deine Idee war, Paul Buchheit — danke.
Aber nun nochmal zu Gmail an sich. Wenn Ihr jetzt eineinhalb Jahre alt seid, wollt Ihr dann nicht mal mit dem albernen Invite-only-Zeug aufhören? Ein bisschen komisch sind diese beiden Passagen zusammen doch:
I’m proud of what we’ve done so far, and am excited about our future plans for Gmail. So celebrate how far email has come by joining its fun future. (Abschluss des Postings von Paul)
und im Gegensatz dazu:
2. Wie melde ich mich an? Wann erhalte ich ein Google Mail-Konto?
Wir bieten Google Mail derzeit im Rahmen einer Demoversion und eines eingeschränkten Tests an. Detaillierte Informationen zur weiteren Verfügbarkeit von Google Mail liegen noch nicht vor, da diese teilweise von den Testergebnissen abhängen wird. (aus der deutschen Gmail FAQ)
Was ich nicht wusste: Wenn man dieselbe Seite auf Englisch anschaut, steht dort etwas anderes:
2. How do I sign up?
You can get a Gmail account if you’re invited by someone who already has one. Or, you can sign up for an account using your mobile phone. Currently, we’re only able to offer this promotion in the United States, but we are working hard to make it available in more countries. (Quelle)
Das mit den Invites war am Anfang lustig, aber jetzt passt es einfach nicht mehr, sondern hält nur ein paar arme Leute davon ab, es endlich auszuprobieren. (Wer einen Invite will, kann sich jederzeit melden.)
Kommentare
Klaus Wilting
21.01.2007 - 12:37Ich hätte gern ein Invite. Danke