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iSchmidt – nicht nur mit inhaltlichen Schwächen

Wie gesagt, als ich vor ein paar Monaten irgendwo von „iSchmidt“ las, aber Podcasts noch nicht so aktiv verfolgte (schon gar nicht Sachen, die direkt auf iTunes verlinkt waren, was ich damals nach einem kurzen Versuch wieder deinstalliert hatte, aus Prinzip natürlich, wegen vermeintlicher oder realer Proprietarität), dachte ich, das sei das tägliche „Best of Schmidt“, einfach als Nur-Audio-Podcast, wie die Tagesschau. Der Ausschnitt, den es auch online als Video gibt (rechts in der Sidebar) und der machmal auch ganz plötzlich im Vorabendprogramm der ARD auftaucht (oder hat das System?).

Stimmt aber nicht. iSchmidt (es gibt doch eine HMTL-Seite ausserhalb von iTunes, hab sie gestern nur nicht gesehen) ist einfach Harald Schmidt, wie er in einem Studio sitzt und zehn Minuten lang was erzählt, in der Regel einmal wöchentlich. Also etwa wie seine Focus-Kolumne, von der ich gar nicht wusste, dass er sie noch schreibt. Die finde ich, na ja, ganz ok, aber bei weitem nicht so bemerkenswert, dass ich sie schon einmal bewusst gesucht hätte. Wenn ich mal ein Focus irgendwo gratis kriege, finde ich sie irgendwann beim Blättern, oder nicht. Auch wenn man ihn rausliest, Schmidt kommt halt ohne Stimme irgendwie nicht gleich gut. Deswegen also jetzt iSchmidt.

Erstmal ein Wort zum Titel, „iSchmidt“. Das ist doch New-Economy-Branding, das macht man doch heute gar nicht mehr. Wer in iTunes etwas von „Harald Schmidt“ will, der gibt genau das ins Suchfenster ein, aber sicher nicht iSchmidt. Die Online-Dual-Branding-Ansätze sind alle wieder verschwunden. (Oder kann sich noch jemand an Pathfinder vom Time/Warner erinnern? Die Site ist noch da, aber nur noch als Linksammlung, das Experiment ist lange vorbei.)

Und noch ein kurzer Einschub, über die ganzen multimedialen Aktivitäten hatte Schmidt auch im jährlichen Spiegel-Interview im Mai (€) gesprochen:

SPIEGEL: Sie würden auch vor einem Schmidt-Handyklingelton nicht zurückschrecken, wenn es Geld brächte.
Schmidt: Passt leider nicht zur Marke, haben mir die Mobilfunkbetreiber erklärt. Aber Content zum Streamen und Downloaden ist das Zauberwort. Ich versteh das alles nicht, rede aber inzwischen bedeutend mit bei den Meetings und Pitches.
SPIEGEL: Ihr neuester Gag kommt künftig gleich aufs Handy?
Schmidt: Es muss nicht mal mehr ein Gag sein. Und wenn da reklametechnisch die eine oder andere Brosame für mich abfällt – ich nehme alles, und zwar von jeder Altersgruppe. Seit Jahren predige ich: Vergesst die jungen Leute, die eh kein Geld haben! Glaubt an meine Generation, die gespart und geerbt hat und sich nun für große Handytasten und Bieretiketten jenseits der Blindenschrift interessiert! Aber selbst die ARD ist verrückt nach 14- bis 49-Jährigen …

Aha. Ist doch eine ganz lustige Vorstellung. Wenn man prominent ist und/oder Content hat oder machen kann, kommen also ständig Leute vorbei und pitchen rum. „Die knallharten, coolen Jungs von Apple“, sagt er am 29. September in den 30 Gratis-Sekunden (mp3, 453 kB, falls jemand kein iTunes hat), haben sich das ausgedacht. Was die sich ausgedacht haben, ist, dass Schmidt allein in einem Raum sitzt und lustige Sachen erzählt. Ohne Publikum. Vermutlich auch ohne Schreiber. Wie gesagt, 30 Sekunden sind jeweils gratis, und die coolen Jungs schneiden natürlich so, dass es einen Cliffhanger gibt. Wie hier am 6. Oktober (mp3, 508 kB). (Das mit dem „Hallo“ statt „Guten Tag“ ist mir auch aufgefallen über die letzten Jahre.) Die Frage ist nun, ist es mir €0.99/CHF 1.50 wert, zu wissen, wer diese Frau ist, die von der „brutalen Mediengesellschaft dazu verdammt ist, forever 15 zu sein“. (Ich weiss es nicht, habe den anderen gekauft. Franziska van Almsick vielleicht?)

Ob das ein gutes Angebot ist, will ich nicht mal beurteilen. Im Fernsehen kriege ich ihn zweimal 30 Minuten gratis, und dann soll ich für zehn Minuten tendenziell schlechteren Content zahlen? Ich weiss nicht. Immerhin, die Folge vom 29. September ist das einzige, was ich bisher bei iTunes gekauft habe. War sogar halbwegs lustig, wie er von einer ellenlangen Story in der „Bunten“ über Yvonne Catterfeld und Wayne Carpendale redet und dabei letzteren die ganze Zeit nur „WC“ nennt.

Nun aber endlich zur Usability. Was wir vor dem Kauf von iSchmidt zu sehen bekommen, sind die oben schon erwähnte html-Seite, die Suchergebnisse, wenn man „iSchmidt“ eingibt:

und die „iSchmidt-Homepage“ im Bereich Music Store vom iTunes-Client:

iTunes Schmidt Homepage

Beide Seiten sind irreführend und unbrauchbar.

  1. Wieso steht das in Hörbücher und nicht in Podcasts? Kann iTunes keine kostenpflichtigen Podcasts und muss daher tun, als wäre es ein Buch? Das inhaltliche Format sollte relevant sein für die Kategorisierung, nicht das Geschäftsmodell.
  2. Irreführend ist die Seite, weil da immer Schmidt in seiner Show abgebildet ist, d.h. vermutlich wird jeder erstmal denselben Fehler machen wie ich und denken, das sind Ausschnitte aus der Sendung.
  3. Neben dem (aus o.g. Gründen irrelevantem) Foto nur der Titel immer gleich, es ändert sich nur das Datum. Wenn man mal eine Ausgabe runtergeladen hat, wie soll man nur anhand des Datums wissen, welche das war? (Abonnieren kann man ja nicht, ist ja kein Podcast, sondern ein Hörbuch.)
    Wieso steht da nicht eine Beschreibung wie „29.09.2005: iSchmidt im Büro – Philipp Rau – Evil Hasselhoffs Nudel – Kate Moss in der Entziehungsklinik – Yvonne Catterfeld und WC – Katie Holmes schwanger – “ und so weiter. Hätte vielleicht auch noch den positiven Effekt, dass Leute denken würden, oh, Evil Hasselhoff, das muss ich hören.

Das finde ich enttäuschend und bei weitem nicht so iTunes-cool, wie ich dachte. Wie gesagt, ich weiss nicht, wie vielen Leuten der Content das Geld wert wäre, aber so werden es weniger sein, als wenn man es besser präsentieren würde.

PS. T-Online hat auch noch ein „T-Online Harald Schmidt Special“, das wurde mir jetzt zuviel des Guten.

Kommentare

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Ruxandra

06.04.2006 - 21:57

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