Die Raiffeisen-Banken haben hat seit gestern ein neues Logo, und zwar nicht eins, das man nur bei genauem Hinsehen vom alten unterscheiden kann (vgl. Migros), sondern ein ganz und gar anderes:
alt:
(Es scheint gute Tradition bei allen Rebrandings zu sein, dass man versucht, auch die letzte Instanz des alten Logos von der Website zu kratzen. Auch habe ich nie in einer entsprechenden Medienmitteilung alt und neu nebeneinander gesehen. Für den Vergleich muss man immer die Google-Bildersuche bemühen. Da von der allerdings auch viele halbprivate Vereins- u.ä. Websites gefunden werden, ist einigermassen sichergestellt, dass man das alte Logo noch einige Jahre finden wird. 🙂
neu:
So neu und so anders als das alte ist das neue Logo, dass man sich kurz fragt, ob man nicht versehentlich auf der Raiffeisen-Website eines Nachbarlandes gelandet ist. Aber wie ein kurzer Check ergibt, stecken Deutschland und Österreich mit ihren Logos noch tief in den Achtzigern (das bis vorgestern gültige Raiffeisen-CH-Logo war zuletzt 1973 geändert worden).
Der neue Markenauftritt ist von Metadesign, die Website hat vermutlich namics neu angemalt, das stand nirgends. (Wir haben zusammen mit namics zweimal für Raiffeisen gearbeitet, wenn ich mich recht entsinne, einmal an der Onlinebank, einmal vermutlich an der Vorvorgängerin der jetzigen Website.)
Ein kurzer Blick auf die neue Homepage zeigt eine überraschende Schwäche: Im Bereich „Service“ links unten sind liegen sechs von sieben Navigationspunkten bei 1024 x 768 unterhalb der Scrollgrenze:
(Länger gezogenes Browserfenster, der rote Strich bei der Höhe 768 ist von mir und markiert die Scrollgrenze; die Items Newsletter, Produkte A-Z, Download-Center, Raiffeisen Immo-Markt, Berechnungstools und Medien wären nicht sichtbar.)
Verstehe ich nicht ganz, da man oben eher grosszügig mit dem Platz umgeht (womit ich nicht sagen will, man sollte ruhig alles vollkleistern).
Einen kleinen, lustigen Bug hab ich noch gefunden: Im Bereich „Medien“ kann man auf einer Seite Corporate Design das Logo und Fotos der ersten umgerüsteten Filiale herunterladen. Dort sieht man zum Beispiel, dass das neue Logo auch aufwärts funktioniert, was beim alten vermutlich schwierig gewesen wäre. Auf dieser Seite ist auch eine Datei Lies_mich.pdf verlinkt, die den Umgang mit dem neuen Logo erklärt. Dieser (an sich angenehm kurze, andere Branding-Agenturen hätten hier 30 Seiten mit Richtlinien untergebracht) Text enthält den schönen Absatz:
Im Hinblick auf ein konsistentes Erscheinungsbild sollte, wo immer möglich, die Sonderfarben-Version oder die vierfarbige Version des Raiffeisen-Logos eingesetzt werden. Zusätzlich liegen schwarzweisse Strichvarianten und weiss negative Strichvarianten vor.
Ähh… Welche vierfarbige Version jetzt genau?
Kommentare
Irene
02.03.2006 - 8:49Das vorgestellte, neue Logo der Raiffeisenbank gefällt mir in seiner klaren, sauberen, kompetentwirkenden, farbig-auffallenden Form. Bravo
Thomas Lang
02.03.2006 - 8:59Nun ja- salopp gesagt – die Menüpunkte unterhalb der Scrollgrenze bei 1024×768 verursachen der Bank Kosten, diejenigen oberhalb erwirtschaften einen Ertrag. Sozusagen ein interessantes Site-Konzept vom ökonomischen Ansatz her 😉
Jürg Stuker
02.03.2006 - 13:09Scharfe Analyse Herr Lang 😉 Ja, die Site wurde übrigens von namics „neu angemalt“ (wie Peter so schön sagt).
Peter Hogenkamp
02.03.2006 - 13:59Also, das mit dem „anmalen“ ist jetzt aber corporate speak von Euch, das kannst Du mir nicht anlasten! 🙂
Thomas Link
02.03.2006 - 15:38Vermutlich sind bei den 2500 Seiten vom Verband und den weiteren 7500 der einzelnen Banken noch weitere Seiten, die Dich zum Schmunzeln bringen – Du bist gerne eingeladen… Im Ernst: der Content ist in grossen Teilen immer noch der gleiche in der gleichen Notes-DB. Das Redesign war also nicht (wie auch schon gesehen) mit einer Copy-Paste-Orgie verbunden. 35 Links und 2 Formulare, das scheint mir genug im 1024×768 Ausschnitt. „Display all important information above the fold.“ http://www.useit.com/alertbox/20050711.html …und wir haben uns zugunsten des Produktportfolios entschieden 😉
Richard Jones
21.03.2006 - 14:01Ähh… Welche vierfarbige Version jetzt genau? Mit vierfarbig ist die Logoversion für den vierfarbigen Offsetdruck gemeint. Wer nichts mit der Druckvorstufe am Hut hat, für den mag die Vorstellung von 4 Farben bei einem roten Logo etwas verwirrend sein. Tatsächlich wird das Rot jedoch auf die Grundfarben der Euroskala Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz aufgeteilt. Im Fall der Raiffeisen besitzt das Rot hohe Anteile in Magenta und Gelb, also zwei Grundfarben. Trotzdem bleibt das Prinzip des Vierfarben-Offsetdrucks und dessen Name bestehen. Abgesehen davon: Ich persönlich als Grafiker finde das Logo zum k… Und ich bin noch niemandem begegnet, der es toll findet. Inklusive meiner Frau und all ihren Arbeitskollegen und -kolleginnen: ausnahmslos Angestellte der Raiffeisen an vorderster Front, die das scheussliche Ding in Form von Give-aways ihren Schalterkunden gegenüber vertreten müssen.
Mauro
04.05.2006 - 11:55Kaum zu glauben, das die Werbeleitung der Raiffeisen dieses Logo der Werbeagentur tatsächlich abgekauft hat. Einfach eine Standartschrift als Logo zu verkaufen ist schon etwas frech… Muss wohl am Trend liegen. Das die Website nicht auf den Bildschirm passt ist dann noch die Krönung aller übel. Wenn ich Kunde bei der Raiffeisen wäre, würde ich Kündigen!!!