Bei ersten Vorsondierungen für den nächsten Urlaub stiess ich kürzlich auf die Website des staatlichen marokkanischen Fremdenverkehrsbüros.
Eine Tourismus-Website soll ja Appetit auf die Landschaften und das Tourismusangebot des Landes machen. Und auf den ersten Blick gelingt das der Website mit ihren Stimmungsbildern auch.
Doch leider hat man beim letzten Redesign versucht, die Einzigartigkeit des Landes durch eine aussergewöhnliche Navigation zu unterstreichen, wie man nicht ganz ohne Stolz in einem Banner ankündigt:
Wie sieht diese „originelle Methode“ im Detail aus? Neben der klassischen Hauptnavigation und einigen Teasern im Content-Bereich gibt es noch andere Einstiege im untern Bereich der Seite, die man zunächst einmal verstehen und auseinander halten muss.
An den aktiven Formulierungen („Ich plane meine eigene Rundreise“ etc.) ist zu erkennen, dass man möglichst in der Usersprache texten wollte. Beim folgenden Beispiel frage ich mich allerdings, was ich als User denn ausser klicken und browsen sonst noch mache, wenn ich woanders einsteige:
Neben diesen verschiedenen Einstiegen fällt auf der Startseite noch ein vom Interaktionsstandpunkt aus gesehen aussergewöhnliches Element auf: der „Filmstreifen“ im Content-Bereich. Darin werden rund ein Dutzend verschiedene Themen angepriesen, von denen immer nur drei gleichzeitig sichtbar sind. Zu den andern muss man über Pfeile links und rechts des Filmstreifens navigieren.
Abgesehen davon, dass diese Filmstreifennavigation keinen raschen Einstieg in die Themen ermöglicht (vom ersten bis zum letzen Thema dauert das Scrollen rund 30 Sekunden), fällt auch noch was anderes auf:
Um die Themen rechts des sichtbaren Ausschnitts zu sehen, werden die meisten User intuitiv auf den Pfeil rechts vom Streifen klicken. Dies entspricht dem konventionellen Verhalten eines Scrollbalkens. Doch auf www.tourismus-in-marokko.de verhalten sich die Pfeile genau umgekehrt: Der rechte Pfeil „zieht“ den Filmstreifen nach rechts und macht die Themen links des sichtbaren Ausschnitts verfügbar. Dies hat zwar auch seine Logik, ist aber eher kontraintuitiv und gewöhnungsbedürftig.
Hinweis: Wer auf der Website einfach nur etwas „klicken und browsen“ möchte, sollte das unbedingt im Internet Explorer tun: der Firefox ist durch die Collage-Technik der Website überfordert (Es steht ja dort auch deutlich in der Fusszeile: «Web-Site optimiert gießen Sie Internet Explorer 6.0 und rüber»).
Kommentare
Philipp Keller
22.01.2007 - 10:32Ich rege mich regelmässig über die Startseite von Flughafen Zürich (http://www.flughafen-zuerich.ch/) auf, diese hat ähnliche Navigationstexte. Wenn ich die Ankunftszeit eines Fluges nachschauen will, muss ich den Link unter „Ihre Flugreise“ suchen. Erstens ist das nicht meine Flugreise wenn ich meinen Bruder vom Flughafen abhole, und zweitens sollten Navigationstexte im Hirn gleich bimmeln ohne mich zum Denken zu zwingen à la „was macht mein Bruder eigentlich? Ist es eine Reise? dann wäre ja ‚Ihre Flugreise‘ richtig, hmm.. er macht aber auch einen Weg, deshalb könnte es auch unter ‚Ihr Weg‘ sein. Aber, er kommt ja in der Schweiz an, darum könnte es auch „Ihre Schweiz“ heissen. Oder unter ‚Ihr Ausflug‘, ich mache ja einen Ausflug zum Flughafen, oder ‚Ihr Aufenthalt‘? Mein Bruder wird sich ja in Zürich aufhalten.. Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als alles durchzulesen… Ah ja, ‚Ankunft‘ steht unter ‚Ihre Flugreise'“. Eine solche Navigation bringt nichts. Ein Fliesstext wäre gerade so praktisch.