Business Applikationen, die täglich benutzt werden, haben zusätzliche Anforderungen an Geschwindigkeit.
Während meines Spitalaufenthalts letzte Woche (siehe privater Blog) habe ich die 4. Staffel von 24 geschaut.
Bekanntermassen ist die Technologie in solchen Serien (obwohl sie nicht in der Zukunft spielt) ja immer sehr weit fortgeschritten, bzw. alles theoretisch mögliche schon implementiert. Was mich jedoch immer wieder am meisten überrascht, ist, wie unglaublich gut die Usability der Applikationen und Devices sein muss. Alles passiert mittels wenigen, absolut intuitiv und schnell ausgeführten Knopfdrücken. Ein Traum an Interfaces wird da benutzt…
2 Beobachtungen, die mir einigermassen realistisch scheinen:
1. Alle Programme scheinen vollständig mittels Tastatur bedienbar
Bei der CTU arbeiten viele trainierte Personen, die viele Applikationen gut kennen, zudem sind die Hauptpersonen an den Computern oft technisch sehr versiert.
Business Applikationen, die täglich benutzt werden, haben zusätzliche Anforderungen an Geschwindigkeit. Das Einführen von Shortcuts ist absolut zentral und sollte sorgfältig getestet werden. Ein Wechsel vom Input Device Tastatur auf Maus bremst den Anwender in vielen Abläufen (nicht in allen!) und man kann auf weitere Hilfsmittel wie Shortcuts-Spickzettel neben dem Computer hoffen.
Die effiziente Nutzung erfordert aber immer einen hohen Grad an Schulung, die in einer realen Welt meist nicht einmal für die internen Mitarbeiter, geschweige denn für die Kunden gegeben ist, darum siehe auch Punkt 1 bei den „Unrealistischen“ Beobachtungen unten
Alles wird über die Tastatur gesteuert – ich kann mich nicht erinnern, bei CTU je eine tatsächlich benutzte Maus gesehen zu haben…
2. Ein Knopfdruck genügt, und das Mobiltelefon wählt die gewünschte Nummer
Viele von uns sind zu faul, sich Kurzwahltasten am Mobiltelefon einzurichten, wir rufen aber oft auch nicht 15x mal an einem Tag die selbe Person an. Wenn doch dann würde ich mir das mit dem Speed Dial überlegen 😉
PS: ich habe niemanden in der Serie gesehen, die eine Person aus dem Adressbuch anruft. Entweder kennen sie die Nummer auswendig oder sie nutzen eine Kurzwahltaste.
2 Beobachtungen, die mir unrealistisch scheinen
1. Neue und temporäre Mitarbeiter sind sofort mit den Programmen vertraut
Auch ein Agent, der seit 2 Jahren nicht mehr bei der CTU gearbeitet hat, hat kein Problem sich sofort in allen Systemen wieder zurechtzufinden. Und zwar genau so schnell wie die anderen Mitarbeiter.
Zudem werden in einer Krisensituation wie der Serie bestimmt auch viele Applikationen benutzt, die nicht unbedingt täglich „trainiert“ werden. Ich höre aber nie ein „hm, das konnte ich doch mal. Wie ging das schon wieder?“
2. Jedes portable Gerät ist sofort mit dem internen Netzwerk von CTU verbunden
Obwohl dies sicher eine ziemliche Herausforderung an die Sicherheit bedeutet, haben die Agenten auf all ihren Geräten immer gleich Zugang zu den nötigen (geheimen) Informationen. Kein mühsames Einwählen, Konfigurieren, Umstellen, Warten. Meist passiert alles mit einem Knopfdruck, ich habe auch nie jemanden gesehen, der ein kompliziertes Passwort auf einem Smartphone eingibt.
Sicherheit ist sehr oft der Feind von Usability, vor allem auf portablen Geräten mit schwer zugänglichen Sonderzeichen. Deshalb ist es nur schwer glaubhaft, dass diese Datentransfers so einfach gehen wie in der Serie gezeigt.
Was mich aber nach 4 Staffeln am meisten überrascht: Niemand flucht je über die Technik! Alles funktioniert immer. Was für eine User Experience!
Stellt euch vor: Jack Bauer ist in Deckung vor einer Fabrik, in der er die Terroristen glaubt. Alles muss innerhalb von Sekunden passieren.
Jack: „Chloe, schick mir den Gebäudeplan dieser verlassenen Fabrik“
Chloe (wuselt mit 200 Anschlägen pro Sekunde in Ihrem Computer rum): „ok, ist unterwegs“
Im echten Leben wäre der Dialog wohl eher:
Jack: „Chloe, schick mir den Gebäudeplan dieser verlassenen Fabrik“
Chloe: „Mist, jetzt hab ich ihn an die falsche Person geschickt, dieser Dialog ist auch so Scheisse hier. Und jetzt stürzt die Applikation auch noch ab, weil ich schon wieder den falschen Befehl abgesetzt habe!“
Eine sichtlich gestresste Chloe – allerdings nicht, weil die Software schlecht ist…
PS: wer mehr davon will: Nielsen schrieb mal was über Usability in Movies
Kommentare
Jan
31.01.2008 - 22:17Sehr guter Post 🙂
Grüße aus Berlin
Philipp
30.01.2008 - 20:11In solchen Filmen sind auch die Hacker immer sehr talentiert. Die dringen in Sekundenschnelle in die geheimsten Datenbanken der Welt ein.
Es geht aber auch anders. Vor einiger Zeit habe ich mal einen Artikel darüber gelesen, wie die Hackerin „Trinity“ im Film „Matrix Reloaded“ echte Tools und Exploits verwendet, um die städtische Stromversorgung lahmzulegen: http://nmap.org/nmap_inthenews.html