Der dritte Tag der Mensch & Computer war etwas weniger ergiebig als die ersten beiden Tage. Dennoch waren einige Sessions von besonderem Interesse für mich.
Am Morgen berichtete Michael Sengspiel über die Entwicklung der „computer literacy scale for older adults (CLS)“, einem standardisierten Verfahren zur Messung von Erfahrung und Wissen über den Umgang mit Computern. Die Skala ist zumindest vorläufig nur für ältere Menschen geeignet, da die Fragebogen-Items für jüngere Nutzer zu leicht sind. Sie ist aber ausdrücklich unabhängig von der Erfahrung der Nutzer mit bestimmten Betriebssystemen oder Programmen. Die Skala wurde u.a. anhand eines Usability Tests von Fahrkartenautomaten der Berliner Verkehrsbetriebe validiert. Die Punktzahl im Wissensteil konnte die Erfolgsquote einer Testperson schon relativ genau vorhersagen. Die Skala soll nun erweitert werden, damit sie auch für jüngere Menschen verwendet werden kann. Der Fragebogen ist unter computer-literacy.net frei verfügbar.
Anschliessend zeigte Gerhard Weber ein System, mit dem elektronische Fahrplananzeigen auch behinderten Menschen zugänglich gemacht werden. Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen haben unterschiedliche Bedürfnisse. So können Sehbehinderte weder gedruckte Fahrpläne noch elektronische Anzeigen wahrnehmen, während Hörbehinderte keine Lautsprecherdurchsagen hören können. Mobilitätsbehinderte wiederum möchten z.B. wissen, ob und wann ein Niederflurfahrzeug kommt. Um die verschiedenen Bedürfnisse zu befriedigen, wurde eine Applikation für Mobiltelefone entwickelt, welche die entsprechenden Informationen in verschiedenen Modalitäten ausgeben kann. Neben der Fernabfrage ist es zudem möglich, über Bluetooth den aktuellen Standort der Person zu orten und aktuelle Informationen über Verspätungen oder Ausfälle durchzugeben.
Am Nachmittag besuchte ich dann eine Session, in der Dennis Krannich ein System namens „ripcord“ vorstellte, mit dem Usability Tests von mobilen Applikationen im Feld durchgeführt werden können. Tests mit mobilen Endgeräten stellen uns vor grosse praktische Herausforderungen – einerseits bei der (Video-)Aufzeichnung der Tests und andererseits bei der Berücksichtigung des realen Nutzungskontexts. „ripcord“ ist ein Prototyp einer Client-Server Architektur, die auf verschiedenen Endgeräten mit unterschiedlichen Betriebsystemen läuft. Die Server-Software läuft auf einem Mac-Mini, der in einer Umhängetasche mitgetragen werden kann. Erste Versuche mit der Software sehen vielversprechend aus, aber von einem produktiven Einsatz kann derzeit noch keine Rede sein. Ich werde die zukünftige Entwicklung dieser Software aber sicher weiterverfolgen.
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