Mit Mobile Tags («Barcodes») werden Internetadressen verschlüsselt, über die der Mobiltelefonbenutzer direkt auf die entsprechende Website weitergeleitet wird. So kann er sich mit seinem Mobiltelefon über seinen Standort und die Umgebung informieren.
In der Stadt Winterthur und Umgebung wurden solche Mobile Tags zahlreich an Gebäuden, Geschäften etc. angebracht. Zudem wurde auch der Vogellehrpfad in Eschenberg aufgerüstet: Der einst klassische Schilderpfad wurde mit Mobile Tags versehen. Und das habe ich mir angesehen.
Mitten im Wildpark Bruderhaus versteckt sich der über sechs Stationen führende Lehrpfad. Von weitem erkenne ich die unterhalb einer Schautafel angebrachten Mobile Tags von BeeTagg.
Ausser des Hinweises, wie man den BeeTagg-Reader installieren kann, fehlt es vollends an einer Anleitung zu Zweck und Anwendung. Ich bezweifle, dass der durchschnittliche Hobby-Ornithologe eine Ahnung hat, was er mit den seltsamen waben-artigen Mustern anfangen soll.
Wenigstens weiss ich, was zu tun ist, und ich scanne den ersten Code sogleich ein. Erstaunlich schnell lande ich auf der mobile-optimierten Website zum Vogellehrpfad: der Singvogel «Goldammer» wird vorgestellt. Auf den ersten Blick entsprechen sich die Informationen auf dem Handy-Bildschirm und der Schautafel: Infos über Aussehen, Lebensraum etc. des jeweiligen Vogels. Ein Link führt mich zu einer Übersicht aller auf dem Lehrpfad vorgestellten Vögel und ich finde eine Karte, auf der der Lehrpfad und mein Standort eingezeichnet sind. Ich bin etwas enttäuscht.
Plötzlich entdecke ich, dass ich mir die Vogelstimme als Audiodatei anhören und herunterladen kann. Eigentlich wäre dies der Hauptvorteil der Mobile Tags und sollte als erstes gezeigt werden. In unerwartet guter Qualität höre ich mir also den Gesang der Goldammer an und überlege mir, was ich damit anfangen soll. Ich lade mir den Buchfink auch noch aufs Handy herunter und gehe weiter zur nächsten Schautafel.
Unterwegs höre ich plötzlich ein Vogelgezwitscher, das mich stark an eins erinnert, das ich mir soeben aufs Handy herunterladen habe. Aha, ein Anwendungsfall! Ich könnte ja nun das in der Natur gehörte mit der Audiodatei auf dem Handy vergleichen und schon weiss ich, welcher Vogel da zwitschert. Also suche ich auf meinem Handy nach diesen Audiodateien und stelle fest: Sie heissen «5580» und «5550». Und welches ist nun der Buchfink, welches die Goldammer?
Schade. Meiner Meinung nach wird der einzige Mehrwert der Mobile Tags auf diesem Lehrpfad damit untergraben. Wahrscheinlich, weil sich die Initianten nie überlegt haben, was man wirklich mit den Downloads anfangen könnte. Dabei wär das korrekte Beschriften von Dateien eine kleine Sache. Und Usability-Tests auch.
Kommentare
Andrea Rosenbusch
02.06.2009 - 7:52Der Link zum Spot in meinem letzten Kommentar funktioniert nicht. Der Film heisst «Itchy» und kann angeschaut werden unter http://www.apple.com/iphone/gallery/ads/
Andrea Rosenbusch
01.06.2009 - 20:43Mobiles Vogelgezwitscher scheint auch jenseits des grossen Teichs ein gutes Thema zu sein: Die iPhone Applikation iBird (http://www.ibirdexplorer.com/) – produziert von einer Ein-Mann-Bude – wurde von Apple in ihre Fernsehwerbung (!) integriert: http://movies.apple.com/media/us/iphone/2009/ads/apple-iphone3g-ad-itchy-us-20090406_r320-9cie.mov