Nach oben

Begriffsverwirrung in der Branche

In unserer Branche herrscht Begriffsverwirrung. Das wissen wir und merken es bei jedem neuen Projekt.

Was zum Beispiel ist genau ein «Mock-Up»? Der Begriff wird für eine beliebig detaillierte, irgendwie geartete und irgendwie vollständige Visualisierung von irgendwas benutzt. Er ist also unpräzis und bei Gebrauch verhindert er eine klare Kommunikation. Oder was genau ist eine Informationsarchitektur? Oft wird das gleichgesetzt mit Sitemap, was kreuzfalsch ist. Geht es um eine Frontend oder Backend Architektur? Oder was genau ist ein «UI-Pattern» oder ein «Styleguide»? Um Antwort wird gebeten.

Noch schlimmer ist es bestellt um die Berufsbezeichnungen. Liebe Kunden: Habt ihr «Informationsarchitekten» beauftragt oder «User Experience Designer»? Was genau ein Anwalt, Architekt oder Arzt so kann und macht wissen wir eigentlich nur vage, haben aber trotzdem ein klares Bild vor Augen. Was aber machen diese GUI-Experten?

Um uns zu behelfen reissen wir die Definitionsmacht an uns. Das ist uns bei einigen Dingen erfolgreich gelungen (zum Beispiel User-Centered Design). Aber sich bei diesen Berufsbezeichnungen mit «Consultant» aus der Affäre ziehen?

Also bitte abstimmen:

Sind wir:

Informationsarchitekten

oder

User Experience Architects

Um Definitionen (nein-Wikipedia hilft nicht weiter) und Gefall-Angaben wird gebeten.

Kommentare

Kommentar schreiben

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Thomas Link

19.08.2010 - 22:21

„Berater“ find ich zwar grundsätzlich sympathisch – aber ich bin halt auch „Macher“ und produziere nicht nur heisse Luft.

@Roland Du hast absolut recht – wir machen doch alle sehr unterschiedliche Arbeiten. Das Diagramm von Dan Saffer umfasst quasi alle Kompetenzen, die man sichbei der Gestaltung von Websites vorstellen kann.

via Kicker Studio

Ich empfinde mich als ein Punkt im UX Kreis – heute hier, morgen da. Darum emfinde ich den Überbegriff User Experience Designer (Architekt) als immer zutreffend.

Roland Studer

19.08.2010 - 8:32

Ja, ein schwieriges Thema. Die Problematik lässt sich leider nicht auf Begrifflichkeit reduzieren. Da stecken fragen drin wie: Als was verstehen wir uns? Wieviele Titel braucht es? Viele Leute aus der User Experience Branche machen halt sehr unterschiedliche Dinge, Nutzerforschung, Bedürfnisanalysen, Mockups, Konzepte, Interaktionsdesign, Usability-Tests, A-B-Tests, Prototyping usw. Die Grenzen sind schwierig zu ziehen, deswegen ists es auch schwierig Titel zu finden. In der Regel lässt sich das aber unter Kennern relativ schnell klären, das grössere Problem ist die Kommunikation nach aussen hin, wie stellen wir uns gegenüber einem Kunden vor…

Bezüglich der Deliverables gehen viele schon sehr frei mit den Begriffen um, wobei es halt auch hier grosse Überschneidungen gibt. Ich persönlich nutze zum Beispiel Mockups für relativ unstrukturierte, auszugsweise vorhandene visuelle Idee für Lösungen, während Wireframs für mich dann eher strukturierte, vollständige und gut dokumentierte Konzepte sind.

Auf der IxDA Discussion List gab’s dazu auch schon viele hitzige Diskussionen, vielleicht würde es helfen wenn eine grosse Agentur mal eine gute Aufteilung publizieren würde, und man sich daran orientieren würde.

Alice Gabathuler

19.08.2010 - 6:44

Ich habe mich dank (?) bugsierers Twitterempfehlung hierher verirrt und staune gerade Bauklötze.

Informationsarchitekten (gibt’s so was und wenn ja, was tun die und was habe ich denn da verpasst?)

Bei User Experience Architects verstehe ich dann nur noch Bahnhof. Klingt ein wenig nach Facility Manager, ein aufgeblasener Begriff für den guten alten Hauswart.

Noch ein Wort zu „User Education“: Das weckt in mir die Vorstellung, noch einmal Kind zu sein und fragen zu müssen, ob ich ein Täfeli Schoggi darf. Keine Ahnung, wen Sie beraten, aber wollen die wirklich „erzogen“ werden? Ich würde nicht wollen.

In diesem Sinne: Mir gefällt keiner der Begriffe.

Aber ich hätte noch einen Vorschlag. Analog zu der Wortschöpfungshysterie der Web 2.0 Zeit schlage ich vor:

Informationsevangelisten (in Anlehnung an die Webevangelisten).

bugsierer

18.08.2010 - 19:46

eine sehr gute frage, ein wchtiges thema. noch nie war die begriffsverwirrung grösser als heute. jeder kann sich mit einem abstrusen titel anschreiben, jede noch so banale dienstleistung wird mit blumigen bezeichnungen aufgepeppt. grauenhaft. dabei geht es „nur“ um kommunikation. dass die user experience auch schon vor 20 jahren zu papierzeiten ein wichtiger punkt war, scheint vergessen. alle tun so, als sei das was neues. dabei hat sich nicht das prinzip geändert, sondern nur die form, die zugegebenermassen um ein vielfaches komplexer geworden ist.

trotzdem finde ich die inflation dieser abgehobenen titel bescheuert. ich sehe reihenweise produkte von informationsarchitekten und anderen schwätzern, die formal voll okay sind, aber inhaltlich genau so hohl wie der grosse rest.

usability ist sehr wichtig, klar, aber wenn die inhalte schrott sind, nützt die beste usability nix, null, nada.

das internet ist eh schon voll von fachbegriffen, die man kennen und verstehen muss, das ist eine riesige herausforderung für die meisten entscheider, die sich endlich endlich ein wenig substantiell mit dem netz befassen. die meisten wissen nicht mal, was ein browser ist. wie sollen sie da nur ansatzweise erahnen, was der unterschied zwischen einem informationsachitekten und einem user experience architect ist?

ps/off topic: warum kann ich hier meine website nicht posten?