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Browser-Mimikry

Als ich kürzlich die neueste Version meines Lieblings-Editors Notepad++ von der grossen Open-Source Software-Seite Sourceforge herunterladen wollte, erschien eine Informationsleiste am oberen Bildschirmrand.

Normalerweise zeigt der Browser in der Informationsleiste Meldungen an, die sich auf die geladene Website beziehen, z.B. wenn ein Pop-up-Fenster geblockt wurde oder ein Passwort gespeichert werden soll. In meinem Fall entpuppte sich diese Meldung als gut gemachte Imitation: Sourceforge hat das Design adaptiert, um damit auf eine geplante Downtime hinzuweisen.

Diese Meldung hat also ihren Zweck erfüllt: Dank ihrer besonderen Gestaltung habe ich die Meldung beachtet und gelesen. Aber ist es wirklich eine gute Idee, ein Inhaltselement der Website so darzustellen, als wäre es eine Meldung des Browsers?

Wenn sich diese Praxis verbreitet, werden die User zunehmend Mühe haben, echte Meldungen des Browsers als solche zu erkennen. Das mentale Modell der User, welcher Teil des Screens zum Browser und welcher zur geladenen Seite gehört, wird unscharf. Das gilt besonders für User mit wenig Erfahrung.

Aber auch für erfahrene User wird es schwieriger, die Vertrauenswürdigkeit einer Meldung einschätzen. Ist das tatsächlich der Browser der mir etwas mitteilt, oder will man mich möglicherweise zu einem Klick verleiten? Heise Security berichtete kürzlich von Websites, die den User mit Hilfe von gefälschten Browser-Meldungen zur Installation von angeblichen Antivirus-Programmen (sog. Scareware) auffordern.

Da scheint es vergleichsweise harmlos, wenn GMX Werbebanner schaltet, die ebenfalls das Design der Informationsleiste imitieren.

Der Unterschied zwischen Interaktionselementen des Browsers und Inhaltselementen einer Website wird also von verschiedenen Seiten bewusst aufgeweicht. Wie die User darauf reagieren werden, lässt sich nur schwer abschätzen. Werden die User mit der Zeit lernen, dass die Herkunft einer Meldung kaum je zweifelsfrei festgestellt werden kann? Oder werden sie die Meldungen einfach nicht mehr wahrnehmen, wie dies schon mit herkömmlichen Werbebannern geschieht? Man kann nur hoffen, dass die User nicht ein diffuses Gefühl von Unsicherheit entwickeln, denn dies wäre mit Sicherheit keine erfreuliche Aussicht für die Informationsgesellschaft.

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