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eHealth Summit: Digitalisierung als Allheilmittel?

Eines der grossen Themen beim eHealth Summit letzte Woche in Bern war die Digitalisierung von Daten. In mehreren Vorträgen wurden die Einsparungsmöglichkeiten gepriesen, oft mit gigantischen Zahlen (z.B. CHF 100 Mio. und mehr Einsparpotential durch elektronische Datenübermittlung).

Gleichung «alles Digital dokumentieren = Sparen» funktioniert nicht

Mich hat überrascht, wie stark solche Projekte durch die IT geprägt werden. Dass durch Digitalisierung die Arbeit nicht automatisch effizienter und sicherer wird (oft genug sogar das Gegenteil) ist in anderen Branchen bereits aus vielen gescheiterten IT-Projekten bekannt. Beispielsweise in der Flugsicherung wurden über Jahrzehnte viele Millionen Dollar von namhaften IT-Firmen in den Sand gesetzt, um die Papierstreifen, die dort genutzt werden, zu digitalisieren.

Der Fehler: man hat die Papierstreifen einfach als Datenträger und die Fluglotsen als Eingabemaschinen angesehen. Statt die Arbeit der Fluglotsen zu unterstützen, wurde sie erschwert. Die Papierstreifen halten sich immer noch hartnäckig – und das Starten und Landen bleibt sicher (danke!).

Arbeitsplatz von Fluglotsen
Papierstreifen in der Flugsicherung Bildquelle: http://alaninbelfast.blogspot.ch/2010/09/exploring-belfast-city-airport-part-two.html (CC BY-NC-SA 2.0 UK)

eHealth noch weit weg vom User

Die Medizinbranche läuft Gefahr, die gleichen Fehler zu wiederholen. Bereits heute klagen Ärzte und Pfleger darüber, dass sie teilweise mehr Zeit mit dem Computer, als mit dem Patienten verbringen. Oft müssen sie mit übervollen Bildschirmen, unübersichtlichen Eingabemasken und unlogischen Prozessschritten kämpfen. Die Datenbewirtschaftung in einem schlechten Interface dauert oft länger und ist fehleranfälliger mit Papier, Stift und Fax. Und will eine Pflegeperson wirklich Datenpflegeperson sein?

Fazit: Digitalisierung ja, aber auf Basis der Arbeitsprozesse

Damit der richtige Arbeitsbaustein digitalisiert wird, ist es wichtig, dass die realen Arbeitsabläufe (und zwar die tatsächlichen, nicht die idealisierten) durch das neue System unterstützt und nicht behindert werden. Dazu müssten die Projekte gleichermassen von den Anwendern der Software getrieben werden (Pflegepersonen, Administration, Ärzte, Patienten) wie von der IT. So können effiziente und sichere Abläufe entstehen, bei denen Papier, Digitale Daten und persönliche Kommunikation Hand in Hand zum Wohl von Patienten und medizinischen Fachpersonen gehen.

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