Genderstern, Gender-Apostroph oder doch Gender-Doppelpunkt? Aktuell sehen Sie verschiedene Schreibweisen. Wir werfen einen Blick auf die Accessibility und küren unsere Favoritin.
Geschlechtergerechte Schreibweisen gestern und heute
Der Genderstern dient der gender-inklusiven Sprache und ist seit 2020 im Duden aufgeführt. Schreibweisen wie:
- Lehrer/innen
- LehrerInnen
- Lehrer(innen)
- Lehrerinnen und Lehrer
haben ausgedient, weil sie nonbinäre Menschen, die weder ausschliesslich männlich noch weiblich sind, ausschliessen.
Gender-gerechte Schreibweisen wie:
- Lehrer:innen
- Lehrer*innen
- Lehrer’innen
- Lehrer_innen
sind dank wachsender Sensibilität für das Thema immer häufiger zu lesen.
Ausgesprochen wird das übrigens mittels «Glottisschlag». Das bezeichnet eine klitzekleine Sprechpause an der Stelle, an der das Satzzeichen (z.B. der Genderstern) im Wort steht.
Screenreader das Gendern beibringen
Ein Glottisschlag ist auch das, was ein Screenreader idealerweise ausgeben sollte. Bildschirmleseprogramme haben es aber an sich, dass sie Sonderzeichen vorlesen. Sie sagen also z.B. Lehrer-sternchen-innen und Lehrer-Unterstrich-innen. Das kann man zwar unterbinden, aber gerade im Fall des Sternchens werden einer blinden Person auch die Pflichtfelder in einem Formular nicht mehr angesagt. Darüber hinaus machen solche Einstellungen wenig Sinn, solange sich keine einheitliche Schreibweise durchsetzt.
Übrig bleiben also noch:
- Lehrer:innen
- Lehrer’innen
Beide Schreibweisen geben Screenreader mit einer mehr oder weniger kurzen Sprechpause wieder.
Für vertiefende Informationen mit Hörproben und Pros und Kontras empfehle ich folgende Studien:
- Gender-gerechte Sprache und Barrierefreiheit (abgerufen: 1. Juni 2021)
- Genderinklusive Sprache & Barrierefreiheit (abgerufen: 1. Juni 2021)
Schreibweisen im Alltagscheck
Bisher haben wir uns bei Zeix an meine Kollegin Esther gehalten, die unter denselben Gesichtspunkten 2019 noch den Gender-Apostroph empfahl (siehe Inclusive Design in der Sprache). Durchgesetzt hat sich dieser seither aber nicht.
Der Gender-Doppelpunkt scheint hingegen auf dem Vormarsch zu sein. Beispielhaft ist hier eine Umfrage vom Tages-Anzeiger (Tages-Anzeiger, 1.4.2021, «Liebe Leser*innen» – gefällt Ihnen das?) zur favorisierten Schreibweise der Leserschaft. Die Ergebnisse zeigen, dass zwar fast die Hälfte der 18’277 Teilnehmenden die ausschliesslich männliche Schreibweise noch bevorzugt. Danach folgt aber mit knapp 25 % der Gender-Doppelpunkt. Den Genderstern mögen nur gut 5 %. Der Gender-Apostroph kam in der Umfrage gar nicht erst vor.
Fazit
Ziehen wir auch die Verbreitung in Betracht, ist der Gender-Doppelpunkt aktuell die sinnvollste Schreibweise. Eine elegante Alternative ist natürlich immer, auf einen Gender-neutralen Begriff wie z.B. Lehrpersonen auszuweichen – nur gibt es den nicht immer.
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