Weblogs – braucht mein Unternehmen auch eines?
Ob «Blogs», kurz für «Weblogs», eine Revolution im Publishing darstellen oder etwas von und für Leute sind, die viel Zeit und wenig zu sagen haben, darüber gehen die Meinungen derzeit dramatisch auseinander.
In der Schweiz schrieb «Das Magazin» noch im Oktober 2005, Blogs könnten zwar unter Umständen Themen initiieren, aber letztlich keine öffentlichen Debatten generieren. Ganz anders las es sich im amerikanischen „Forbes“: Dort wurde eindringlich vor der zunehmenden Macht der Blogger-Szene in den USA gewarnt, die sich willkürlich wie ein Lynchmob auf ihre Opfer stürze und damit inzwischen zu einer potenziellen Gefahr für alle «anständigen» Firmen und Personen geworden sei. Die Wahrheit dürfte in der Mitte liegen, wobei es keine Frage ist, dass Blogs in diesem Jahr in Europa in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich gewonnen haben.
Eigentlich nichts Neues
Dabei sind Blogs inhaltlich eigentlich nichts Neues: Persönlich gefärbte Websites, die regelmässig aktualisiert werden. Die Usability-Kolumne «Alertbox» von Jakob Nielsen feierte im Sommer ihr zehnjähriges Jubiläum. Und auch der «Drudge Report», mit dem der Betreiber Matt Drudge 1998 den Lewinsky-Skandal ins Rollen brachte, war damals eine von einer einzelnen Person betriebene – klassische – Website.
Weblogs entstanden als öffentliche Protokolle der eigenen Surf-Touren. Der Unterschied zu den altbekannten Linksammlungen ist der tagesaktuelle Charakter der in chronologischer Reihenfolge publizierten Einträge und die persönliche Sichtweise durch die Kommentare des Autors. Nach und nach bildeten sich daraus folgende formale beziehungsweise technische Eigenschaften heraus
- Posts: Meist eher kurze, in chronologischer Reihenfolge veröffentlichte Einträge.
- Permalinks: Jeder Artikel hat eine eigene, statische Web-Adresse, also einen «permanenten Link», damit andere Blogger den Artikel in der Gewissheit verlinken können, dass er auch morgen noch unter derselben URL verfügbar ist (und nicht, wie bei vielen Websites, von «/news» in «/archiv» gewandert ist).
- Kategorien: Beiträge können kategorisiert werden, so dass die Leser nur eine Teilmenge der Artikel ansehen oder abonnieren können.
- Kommentar-Funktion: Die meisten Blogs – durchaus nicht alle – erlauben Kommentare zu jedem Eintrag. Obwohl der Betreiber des Blogs diese editieren oder löschen kann, gehört es zum guten Ton, nur durch eigene Kommentare oder neue Posts einzugreifen.
- Trackback: Automatisch oder manuell können andere Einträge in anderen Blogs ermittelt werden, die auf den eigenen Beitrag verlinken. Diese werden wie die Kommentare darunter angezeigt.
- RSS-Feeds: Parallel zur Aufbereitung auf der Blog-Website, auf der die Beiträge in einem Browser angeschaut werden können, können sie auch automatisiert abgerufen und verarbeitet werden. Mit einem Feed-Reader kann man sich ein Set seiner Blog- Aboszusammenstellen, das dann automatisch aktualisiert wird – was die alte Idee des «Push»-Contents neu umsetzt. (RSS steht für «Really Simple Syndication» und ist eine saloppe Umschreibung der Tatsache, dass diese Weiterverbreitung der Inhalte «echt einfach» ist.)
Spezielle Blogging-Software automatisiert alle diese Funktionen. Sie läuft meist selbst als Service auf einer Website und funktioniertähnlich wie ein Content-Management-System: Neue Einträge werden in eine Maske geschrieben und sind in Sekunden live geschaltet – und durch spezialisierte Weblog-Suchmaschinen wie Technorati nur wenige Minuten später auffindbar.
Unkompliziert
Auch diese technischen Eigenheiten könnte man auf jeder Website einsetzen. Entsprechend tun sich selbst Medienprofis oft noch schwer. «Ein Blog ist doch nichts anderes als früher ein Diskussionsforum», ist ein häufig gehörter Satz. Die deutsche Wirtschaftswoche streut auf ihrer Website den Teaser: «Wollen Sie der Redaktion die Meinung sagen? Diskutieren Sie mit in unseren Blogs!» Beide Ideen sind falsch, denn ein Leser kann in einem fremden Blog nur bestehende Postings kommentieren, aber keine neuen anlegen – dafür kann er in seinem eigenen Blog auf einen Beitrag anderswo verweisen und dann per Trackback dort verzeichnet werden. Zu kompliziert? Keineswegs, wenn man einen Teilbereich der Szene ein paar Wochen mitverfolgt. Allerdings reicht es
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nicht, nur einen einzigen Blog zu lesen.
Im Moment ist die Blogger-Szene zweifellos bisweilen noch etwas skurril und mit sich selbst beschäftigt. Sie pflegt Mätzchen wie eine gewisse Kommerzfeindlichkeit gepaart mit der missionarischen Überzeugung, Blogger seien die besseren Menschen. Doch nicht anders war das Web in den ersten Jahren auch. Man erinnert sich noch gut an den Aufschrei der Community, als die «böse» Kommerzialisierung des Webs einsetzte – wobei sich ja zahllose Nischen bis heute gehalten haben.
Einsatzmöglichkeiten kennen lernen
Was sind aber nun die Einsatzmöglichkeiten für Unternehmen?
- Ein reiner PR-Blog wäre schnell – und sehr kostengünstig – eingerichtet, indem man einfach die Pressemitteilungen mit einem RSS-Feed versieht. Es fragt sich, wie viele Leser das heute anspricht. Es könnte aber durchaus sein, dass RSS in Zukunft zum Standard auch für Journalisten wird.
- Ein CEO-Blog? Natürlich, aber nur wenn dieser auch wirklich etwas Interessantes zu sagen hat und das möglichst selbst und eben nicht im Verlautbarungs-Stil.
- Know-how-Blogs zu Spezialthemen von Mitarbeitenden oder Abteilungen? Das könnte ein Versuch wert sein. Allerdings sollte ein gewisses Mitteilungsbedürfnis immer die Grundlage sein. Wer das Bloggen für die Firma als zusätzliche Aufgabe aufgedrückt bekommt, dürfte sich schwer tun.
Aus diesen Gründen sind Aussagen darüber, ob Blogs in Zukunft zum Pflichtprogramm für Firmen gehören, schwer zu treffen. In den USA zeigt sich klar, dass das Format das Potenzial zur Massenbewegung hat. Entscheidend sind dabei nicht unbedingt die 22 Millionen Blogs, die es weltweit gibt (von denen mindestens 20 Millionen zweifellos eher irrelevant sind), sondern die Mehrheit der Internet-User in den USA, die bereits täglich Blogs lesen. In Deutschland gehen die Schätzungen aktueller Studien noch stark auseinander, die Tendenz ist aber sicher auch steigend.
Daher gilt heute: Nicht jede Firma muss unbedingt kurzfristig auf den Blog-Zug aufspringen. Es dürfte jedoch bereits jetzt gut investierte Zeit sein, wenigstens einige Blogs regelmässig zu lesen, um das Format kennen zu lernen. Die sinnvollen Ideen für den Firmen- Blog, wenn es sie gibt, kommen dabei von selbst.
Das Vier-Stufen-Programm – vielleicht – zum eigenen Blog:
1. Beginnen Sie ganz zwanglos. Lesen Sie in der automatisch generierten Liste bei www.blog.ch, was in den letzten Minuten in Schweizer Blogs veröffentlicht wurde. Da dies eine Momentaufnahme ist, kann es natürlich auch sein, dass die Katze der Bloggerin Junge bekommen hat. Lassen Sie sich davon nicht täuschen. Schon nach einigen Minuten werden Sie etwas finden, das Sie interessiert. Suchen Sie von dort aus weiter. Welche anderen Blogs zitiert die Autorin, oder hat sie diese in der Navigationsleiste in einer «Blogroll» verlinkt? Gibt es eine Trackback-Funktion, mit der zu sehen ist, welche anderen Blogs diesen zitieren? Wenn nicht, starten Sie bei Technorati eine eigene Suche mit der URL dieses Blogs oder nach anderen Themen, die Sie interessieren. (Nahe liegender Tipp: Geben Sie den Namen Ihrer Firma ein.)
2. Sie lesen nun einige Blogs regelmässig. (Überspringen Sie diesen Schritt nicht! Kein echtes Blog-Feeling ohne RSS-Push.) Richten Sie sich einen Feedreader ein, entweder webbasiert, also ortslos (z.B. Bloglines) oder lokal (z.B. Feedreader). Abonnieren Sie den Feed Ihrer Favoriten. Wenn Sie bei den Ungelesenen zurückfallen, lassen Sie sich nicht stressen wie von Mails, sondern markieren Sie kurzerhand alles als gelesen und fangen Sie von Neuem an oder werfen Sie doch nicht so relevante Blogs wieder raus.
3. Sie wollen einen eigenen Versuch wagen. Richten Sie zunächst einen privaten Test-Blog ein, in dem Sie mit Freunden und Verwandten kommunizieren. Gratisanbieter sind die Google-Tochter Blogger oder in der Schweiz Kaywa. Achtung, alles wird sofort indexiert, also überlegen Sie sich, ob Sie Ihren eigenen Namen offen kommunizieren wollen. Nehmen Sie auch den eigenen Feed in Ihren Feedreader auf.
4. Sie haben sich entschieden, einen Blog für Ihre Firma einzurichten. Machen Sie es am besten gleich richtig, denn späteres «Zügeln» ist anstrengend. Auch professionell betriebene Blogs verursachen nur wenig Kosten für die Technik. Lassen Sie sich von Blog-Experten (nicht alle Web-Agenturen haben schon Erfahrung) etwa die Adresse «blog.ihredomain.ch» einrichten. Nehmen Sie Ihre neue Leserschaft ernst. Es gibt keine «richtige» Frequenz, aber posten Sie mit einer gewissen Regelmässigkeit und Verlässlichkeit. Viel Erfolg!