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New Yorker Subway wird bestreikt — Notfallplan im Netz

CNN meldet, dass seit heute morgen um 3 Uhr Ortszeit (9 Uhr bei uns, also vor zwei Stunden) das gesamte New Yorker Subway-Netz bestreikt wird. Da das ganze sich schon seit ein paar Tagen abzeichnete, gibt es einen detailliert ausgearbeiteten Notfallplan („Contingency Plan“), der sofort in Kraft gesetzt wird. Zum Beispiel darf man nur nur noch mit dem Auto über die Brücken und durch die Tunnels nach Manhattan, wenn mindestens vier Leute drin sitzen (coole Abkürzung: „HOV4“ — „High Occupancy Vehicle“), auch auf diversen Highways darf man nur zu viert fahren. Da sicher nicht jeder spontan jemanden kennt, der ihm das Auto füllt, sind ausserhalb von Manhattan grosse Sammelplätze bestimmt. Die Schule beginnt für alle Schüler zwei Stunden später, die Schulbusse fahren entsprechend zwei Stunden später, damit sie vorher Pendler transportieren können. Die Taxigebühren werden angepasst. Und so weiter.

Interessant ist vor allem, wie die Websites reagieren. Offenbar geht man davon aus, dass nicht wenige der sieben Millionen Pendler sich im Netz informieren, und daher hatten alle Webmaster heute Nachtschicht und haben die schon vorbereiteten Notfallseiten aufgeschaltet:

Der lokale Fernsehsender New York 1 ist schon vor dem vermutlich zu erwartenden Zusammenbruch prophylaktisch auf die Nur-Text-Homepage gegangen.

Die Stadt New York hat die URL www.nyc.gov/transitstrike aufgeschaltet. Dort hat man erstmal die Bilder noch drin gelassen.

Die Subway-Betreiberin MTA — Metropolitan Transit Authority — mit der unmöglichen US-URL www.mta.nyc.ny.us braucht 24 Stunden, um auf Notfallbetrieb umzuschalten, schreibt aber schon mal, dass die Abo-Dauer der 30-Tage-MetroCard automatisch um so viele Tage verlängert wird, wie der Streik dauert. 🙂

Die NYC Taxi & Limousine Commission, die in New York sehr relevante städtische Aufsichtsbehörde über die Taxis, hat als einzige den Webmaster schlafen lassen, aber gestern schon mal den Plan draufgestellt für alle Fälle. Die sonst strenge Trennung zwischen Taxis und „Limos“ („FHV“ – „For Hire Verhicles“, die man sonst nur telefonisch reservieren kann) wird teilweise aufgehoben, letztere dürfen jetzt auch an Bushaltestellen Fahrgäste aufnehmen.

Finde ich alles sehr interessant. Natürlich gibt es immer noch ein heilloses Chaos, und Bloomberg sagte gestern noch (wohl auch Propaganda), jeder Tag Streik kostet die City 400 Millionen Dollar, aber zumindest aus der Ferne sieht es aus, als seien die Gegenmassnahmen so gut koordiniert und kommuniziert, wie es eben geht. Jedenfalls online, mehr kann man ja von hier aus nicht sehen.

Was passiert bei dem nächsten Streik in fünf Jahren, fragt man sich nun mit Blick auf Web 2.0? Kann da jeder in einem Structured Blog Posting sagen, wo genau er gerade ist, wieviel Plätze er im Auto frei hat, oder das ganze wird dann mit den Geokoordinaten in Google Base gepostet, und Google macht das Matching? Und auf dem PDA bekommt man in einem Koordinatensystem den Parkplatz des Giant Stadium angezeigt und einen grossen Pfeil, in welcher Richtung der Mitfahrer steht? Ich bin sehr gespannt.

(PS. Huhu, Guido Mingels, mach das alles doch mal mit dem Tagesanzeiger, nachdem um drei Uhr nachts die Nachricht reinkommt. Wie? Es würden dann einfach alle Radio 24 hören und Tele Züri schauen? Ja, gut, das stimmt, in den beiden Medien kann man auch diese ganzen Informationen prima abbilden, vor allem die individuell relevanten. Die FAQ z.B. könnte man sich ja schnell vom Teletext abfotografieren und ausdrucken, bevor man aus dem Haus geht.)

Letzter Update: Ach ja, Blogs hatte ich noch gar nicht angeschaut, die gibt es ja auch noch. „Transit Strike“ ist schon morgens vor sechs Uhr auf Platz 4 bei technorati.

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