Nach oben

Fehler-Fallen bei der Usability

Netzwoche

Usability ist zwar schwer im Trend, allerdings noch immer eher in der Theorie als in der Praxis. Die wenigsten Sites halten einem Usability-Test stand.

Der schlimmste und häufigste Fehler aus Sicht der Usability-Experten ist, dass das Kernangebot einer Site nicht sofort ersichtlich ist. «Häufig wachsen die Inhalte nach und nach, und am Ende ist nicht mehr klar, was eigentlich die Hauptfunktion ist», erklärt Peter Hogenkamp, CEO der Zeix AG. Als Negativbeispiel nennt er ein Immobilien-Portal, das so viele Zusatzdienstleistungen anbietet, dass man den Link kaum findet, mit dem Inserate aufgegeben werden. Ein Beispiel für die sinnvolle Führung des Users sei dagegen swiss.com. Auf der Einstiegsseite begrüsst den User gross die Maske zur Flugbuchung, die weniger wichtigen Inhalte stehen in der Navigation.

Jegliche Standards fehlen
Laut Stefan Leuthold, CEO der STIMMT AG, sollte jeder Site-Betreiber zuerst analysieren, welches die wichtigsten und häufigsten Aufgaben seiner Site sind. Diese müssen einfach und schnell zugänglich sein. «Häufig gleichen Websites einem Backofen, auf dem gleichzeitig zwei Knöpfe gedrückt werden müssen, die drei Meter voneinander entfernt sind», meint er scherzhaft.

Besonders trifft dies auf Registrationsprozesse zu: «Obwohl sie im Internet die wichtigsten Schnittstellen zu den Benutzern sind, fehlen hier jegliche Standards», weiss Leuthold. Eine schlechte Registration kann für den E-Commerce fatale Folgen haben. Leuthold: «Wenn der Registrationsprozess nur einmal nicht funktioniert, ist der User weg.» Tatsächlich geschehen die meisten Abbrüche von Kaufprozessen während der Registration, meint auch Hogenkamp. Ein gutes Formular muss selbsterklärend sein: Jedes Feld deutet durch seine Bezeichnung und Länge an, welcher Inhalt erwartet wird. Zudem verlangt es nur Daten, die auch gebraucht werden ? wenn dagegen Zivilstand oder Hobbies angegeben werden müssen, so muss dem User erklärt werden, warum.

Interne Suchfunktionen sind häufig ein Ärgernis. Meist werden einfach die Dokumente durchforstet und beschlagwortet, ohne zu beachten, wonach der Nutzer sucht: So ist «Relationship Manager» verzeichnet, aber die wahrscheinlicheren Eingaben «Berater» oder «Kundenberater» werden nicht gefunden. Eine gute Suchfunktion beschlagwortet die entsprechenden Seiten mehrfach und findet alle synonymen Begriffe.
Usability setzt sich langsam durch: Während Webdesigner immer mehr mit benutzerorientierten Standards arbeiten, bilden sich diese im Bereich Usability erst. Was sich heute bewährt, ist in zwei Jahren vielleicht Standard.

Aus: Netzwoche 18/2003

Kommentare

Kommentar schreiben

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert