Der 4. European Information Architecture Summit fand am 26./27. September 2008 in Amsterdam statt.
Die Konferenz fand im plüschigen, etwas schummrigen Tuschinski-Kino in Amsterdams Zentrum statt. Zum Auftakt gab es eine Provokation, die keine war. Adam Greenfield erklärte, weshalb er das Gebiet der Informationsarchitektur (IA) verlassen hatte, und missionierte dafür, es ihm gleich zu tun. Ihn stört an der IA, dass sie sich auf zweidimensionale Websites konzentriert. Tatsächlich galt dies für die meisten an der Konferenz vorgestellten Tätigkeiten und Projekte. Allerdings wollte sich keiner der Teilnehmer, mit denen ich in den Pausen sprach, in diese Ecke drängen lassen – zuletzt wir von Zeix, die mit unserer Präsentation gezeigt haben, dass wir auch andere Applikationen entwickeln und testen.
Allerdings war spannend zu beobachten, dass sich einige Leute eine klare Identität ihres Berufsbilds wünschten.
Ich war zuerst etwas perplex ob der Frage, ob ich ein UX (User Interface Designer) oder IA sei (soviel zum Konferenzjargon), weil sich meiner Ansicht nach beide gegenseitig bedingen.
Anderen ist die Abgrenzung jedoch durchaus wichtig. Das Thema ist denn auch durchaus relevant, wenn es darum geht, der Community nach aussen ein Profil zu verleihen. Dennoch war für die Teilnehmer des 1st Euro IA Roadmap Workshop klar, dass zum heutigen Zeitpunkt diese Frage nicht geklärt werden soll und die Gemeinschaft allen Interessierten offen steht.
Ein anderes Thema, das sich für mich durch verschiedene der Referate hindurchzog, war der Aspekt Zeit. Die neuen Dienste, die Mobiltelefone anbieten, zielen auf unmittelbare Bedürfnisse ab (Greenfield), z.B. im fremden Amsterdam die nächstgelegene Krokettenbude zu finden. Guter Service zeichnet sich ebenfalls dadurch aus, dass dem Kunden genau dann geholfen wird, wenn er es braucht (E-Service von Eric Reiss). In vielen Fällen ist der grosse Vorteil des Internets jedoch gerade der der Asynchronität. Ich kann ein Hotelzimmer buchen, wenn sonst nur der Nachtwächter ohne Kompetenzen anwesend ist, oder ich kann E-Mails dann beantworten, wenn ich Zeit und Ruhe dazu habe. «Just in time» ist nicht immer richtig.
Ein Thema, das wohl so ziemlich alle Teilnehmer beschäftigte, war die Kommunikation in Projekten. Seien es Intranet-Autoren, Entscheider oder Entwickler, damit Projekte zum Fliegen kommen, müssen sie ins Boot geholt werden, indem sie mitbekommen, was läuft. Auch wir haben unter «lessons learnt» unserer Präsentation darüber berichtet. Ich hätte eigentlich erwartet, dass mehr Fragen zum Thema Koordination mit den Umsetzern kommen, z.B. im Zusammenhang mit der Software-Entwicklungsmethode Agile. Dies war aber nicht der Fall.
Dafür kam sehr gut an, dass wir beim Billettautomat der SBB mit einfachsten Mitteln eine Automatenhülle nachgebaut haben (genauer gesagt aus Zügelkisten, die wir dann gesprayt haben), dass wir so schnell waren (5 Monate für die beiden Projekte web und POS für die internationalen Billette, vom Kick-off bis zur Übergabe an die Programmierer; noch weniger für die Billettautomaten) und, wie schon erwähnt, dass wir uns nicht auf Web-Projekte beschränken. Die Präsentation wurde übrigens von der Redaktion von SlideShare als «featured» auf deren Homepage ausgewählt.
Abgeschlossen wurde die Konferenz mit «5 Minute Madness» – einem offenen Mikrofon für max. 5 Minuten pro Person. Es wurde vor allem für Ankündigungen genutzt für persönliche Statements und Worte des Danks. Ein Teilnehmer liess sich von der opulenten Kulisse des Tuschinski inspirieren und stellte sich vor, wie der riesige Leuchter an der Decke gleich als Raumschiff abheben würde.
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