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Internet-Wachstum: Grenze erreicht?

Interessante Studie „Nutzung von Telekomdiensten auf dem Festnetz“ vom Bakom, gut zusammengefasst von Hans Jörg Maron bei Inside-IT. Mich interessieren mehr als die Fix/Mobile-Substitution die Internetzahlen.

Interessante Fakten:

  • 62% der Haushalte sind online.
  • ADSL hat erstmals Dialup überholt, jetzt 37% zu 35%.
  • Von den Offlinern wollen 82% das kurzfristig auch nicht ändern.
  • Von denen wiederum geben 63% als Grund „kein Interesse“ an.

Dazu zwei Gedanken:

Erstens hat man bei der Mobiltelefonie auch schon öfter gedacht, es wäre ein Plateau erreicht, und dann ging es doch immer noch weiter. In manchen Ländern ja über 100% Penetration (= mehr Handy-Abos als Leute). Wobei ich zugeben muss, dass die erstmalige Anschaffung eines PC plus Installation des Internetzugangs doch eine erheblich höhere Hürde ist. Daher mag die Studie recht haben.

Zweitens zum Thema „kein Interesse“: Das hier ist ja eine quantitative Studie, da machen Interviewer mit den Leuten Interviews nach einem Fragebogen, und wenn dann einer antwortet „kein Interesse“, dann kreuzt der Interviewer das logischerweise auch ohne weiteres Aufhebens an. In qualitativen Interviews dagegen, wie wir sie jedes Mal als Vor- und Nachinterview rund um einen Usability-Test machen, kann man nachfragen. Wenn man auf die erste Antwort „brauche ich nicht“ oder „will ich nicht“ nachfragt, kommen oft auch Aspekte raus von „Ich hab Angst, dass es ich nicht kann.“ In der Empirischen Sozialforschung nennt man das „Social Desirability Artefact“: Nach Möglichkeit werde ich so einem Fragebogen-Interviewer nur ungern Sachen sagen, bei denen er schlecht von mir denken könnte. (Deswegen erhebt man z.B. auch die Anzahl Konsumenten von Pornographie besser mit anderen Methoden.)

Daher bin ich überzeugt, dass sich bei der Grafik 12 „Weshalb kein Internet?“ die Gewichtung etwas verschieben würde, wenn man Tiefeninterviews machte. An den konkreten kurzfristigen Zukunftsaussichten ändert das aber zugegebenermassen wenig — aber wenn man wüsste, dass die Leute eigentlich gern würden, aber sich nicht recht trauen, könnte man sich mittelfristig Gegenmassnahmen ausdenken.

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